Namen atmen den Geist der jeweiligen Zeit
Von den Nationalsozialisten vorgenommene Umbenennungen in Benrath
„Straßennamen können der Öffentlichkeit anzeigen, dass die jeweiligen Machthaber die wichtigsten Orte einer Stadt mit ihren Figuren symbolisch besetzen, sich in ihnen auf Dauer einnisten und breitmachen wollen“, schreibt Peter Hüttenberger im 3. Band der großen Düsseldorfer Stadtgeschichte.
Was Hüttenberger hier im Hinblick auf Straßenbenennungen sagt, trifft ebenso auf die Namengebungen von Schulen, Brücken und Plätzen zu. Immer findet darin auch eine bestimmte Geisteshaltung Ausdruck oder – wie Historiker oft formulieren: „Namen atmen den Geist der jeweiligen Zeit.“
Diese Aussage trifft besonders auf die Zeit des sog. „Dritten Reiches“ zu. Überall in Deutschland haben die Nazis damals Umbenennungen vorgenommen, so auch in Benrath. Hier hielt sich dies aber in Grenzen. Auch ging es hier nicht wie andernorts darum, das Andenken an missliebige Personen, etwa von Juden oder Sozialdemokraten, aus dem Gedächtnis zu streichen. Diesen gewidmete Straßen, Schulen oder Plätze existierten hier nicht. Stattdessen sollten Personen hervorgehoben werden, die wohl für national bedeutsam gehalten wurden, an erster Stelle natürlich Hitler.
Welche Umbenennungen sind während der Zeit des Nationalsozialismus in Benrath vorgenommen worden? Wer kam hier zu Ehren? Vier Fälle sollen mitgeteilt werden.
Drei Schulen haben damals ihren Namen geändert. Die evangelische Volksschule auf der Hauptstraße, im Jahre 1977 abgerissen, wurde in „Adolf-Hitler-Schule“ umbenannt und das Reformrealgymnasium, das heutige Schloßgymnasium, nahm 1937 den Namen „Hermann-Löns-Schule“ an, dies, wie Hüttenberger vermutet, „nach dem Autor des Romans ‚Wehrwolf‘, dessen Vorbild 1945 die HJ zum Partisanenkampf anregen sollte.“ Die katholische Volksschule an der Erich-Müller-Straße erhielt 1935 den Namen „Hans-Schemm-Schule“. Hüttenberger schreibt dazu: „Schemm, Gründer des NS-Lehrerbundes und bayerischer Gauleiter, war im betrunkenen Zustand mit einem Flugzeug abgestürzt, das er selbst gesteuert hatte.“
Auch eine Benrather Straße erhielt damals einen neuen Namen. Die nach dem langjährigen Benrather Pastor Johann Ferdinand Heubes benannte Straße wurde 1938 in „Freiherr-von-Fritsch-Straße“ umbenannt. Werner Freiherr von Fritsch, 1880 auf Schloss Benrath geboren, war seit Mai 1935 Oberbefehlshaber des Heeres. 1937 hatte er Bedenken gegen Hitlers Kriegspläne geäußert und war daraufhin durch eine Intrige mit dem Gerücht, er sei homosexuell, zum Rücktritt gezwungen, letztlich aber von den Vorwürfen freigesprochen und rehabilitiert worden.
Was bei all diesen Umbenennungen auffällt, ist, dass es sich hier ausschließlich um personenbezogene Namengebungen handelt, denen in erster Linie eine mehr oder weniger politische Zielsetzung zugedacht war. Mit der Ausnahme von von Fritsch wiesen diese Namen auch keine regionalen oder kommunalen Bezüge auf. Zudem verkörpern diese Personen aus heutiger Perspektive betrachtet auch kein wünschenswertes Geschichtserbe, ausgenommen vielleicht Hermann Löns.
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden all diese von den Nazis vorgenommenen Umbenennungen im Rahmen der Entnazifizierung wieder rückgängig gemacht. Dies wäre der Punkt zu fragen, welche Kriterien eigentlich Beachtung finden sollten, wenn es darum geht, Straßen, Plätze oder Schulen des Heimatortes zu benennen und wann eine Benennung politisch fragwürdig, problematisch oder unangemessen ist.
Wolfgang D. Sauer